Anfang August hatte ich mich dieses Jahr spontan für die Challenge Mallorca (Paguera) angemeldet, um wenigstens ein ordentliches Rennen und damit Ziel zu haben – trotz oder gerade aufgrund der hartnäckigen Verletzung an der Patellasehne.

Dabei war es schon gegen Ende Juli so, dass ich meist nur noch kurz nach einer Laufeinheit etwas unter der Kniescheibe gespürt habe und somit einen Halbmarathon auch ohne große Probleme und Konsequenzen durchstehen würde. Der letzte längere Lauf knapp zwei Wochen vor der Challenge mit 18 km lief dann auch komplett ohne Schmerzen auch am Tag danach, sodass ich dann recht kurzfristig den Trip finalisiert habe.

Da es auf Airbnb bei Buchung von sieben Tagen 10% Nachlass gab, habe ich bei einem kompletten Apartment für ca. 60 Euro am Tag zugeschlagen und es dann auch nach erster Sichtung vor Ort nicht bereut. Von hier aus sind es nur ca. 17 km bis zum Check-In in Peguera (Paguera) und einen privaten Parkplatz für den Mietwagen gab es auch.

Zur Anreise mit Eurowings ist zu sagen: Top-Service sowohl beim Hinzufügen des Sportgepäcks (Fahrrad) als auch an Board – ich habe noch nie einen witzigeren Flugbegleiter erlebt als beim Flug von München nach Mallorca:) Die Sitznachbarin im Rentenalter, die mich jede zweite Minute aufgeregt „von der Seite anredete“ fiel dabei kaum mehr ins Gewicht.

Warum ausgerechnet Mallorca? Vor ein paar Jahren hätte ich es mir im Traum nicht vorstellen können a) nach Malle zu fliegen b) einen Triathlon dort zu absolvieren. Aber da meine Frau spanische Wurzeln hat, und Mallorca ja neben Ballermann doch auch noch Einiges zu bieten hat, zudem recht günstig ist, war es eine gute Option, um nach der „offiziellen“ deutschen Rennsaison noch ein interessantes Rennen zu finden.

Eine persönliche Bestzeit würde es hier sicher nicht werden, darum ging es mir auch gar nicht. Wichtig war mir einfach, endlich mal wieder ein Rennen zu machen nach fast einem Jahr Abstinenz – eine längere „Durststrecke“ hatte ich in meiner bisherigen „Triathlon-Karriere“ noch nicht. Mein mittlerweile 29. Triathlon sollte also auf der Baleareninsel stattfinden.

Mein erster Zipp-Wheel-Test ist zwei Tage vor Abreise übrigens ordentlich in die Hose gegangen, und es hat mich kurz vor Einbruch der Dunkelheit ganze 30 Minuten gekostet, um den fest angeklebten Schlauchreifen vom Rahmen zu kratzen und einen neuen Schlauchreifen mehr schlecht als recht wieder auf die Felge zu bekommen.

Ich stieg also in den Flieger mit einigermaßen laufendem Vorderreifen und ohne Ersatzschlauch und hoffte darauf, noch kurzfristig in Mallorca fündig zu werden. Nur wenige Fußminuten entfernt suchte ich am Tag nach unserer Ankunft „Speed Bike Mallorca“ auf, doch der freundliche Besitzer konnte mir keinen Schlauchreifen präsentieren, bot mir aber immerhin seinen Clincher-Vorderreifen an. Wäre auch eine Variante: vorne mit Clincher, hinten mit Schlauchreifen, wobei ich dann aber zwei Ersatzschläuche mit auf die Radstrecke nehmen müsste (1 x Clincher, 1 x Tubular).

Meine letzte Chance, noch an einen Schlauchreifen zu kommen war entweder die Expo bei der Challenge Mallorca oder aber der Bimont Bikeshop in Palma, wo ich am Tag vor dem Rennen noch einmal mein Glück versuchte. Und siehe da: sie hatten tatsächlich ein paar Schlauchreifen zur Auswahl. Aber natürlich kein Teflonband.

Sie schauten mich verduzt an und murmelten sowas wie „tools shop“. So fuhr ich freudig zurück, packte meine Siebensachen und machte mich auf in die Wechselzone, da ab 16 Uhr Bike-Check-In war. Die Abholung der Startunterlagen und alles Weitere verlief flott und gut organisiert, und an dieser Stelle möchte ich ausdrücklich Freundlichkeit und Professionalität des Veranstalters loben. In jeglicher Hinsicht ein toller Wettkampf!

Wie so häufig skippte ich die Pasta-Party und fuhr recht frühzeitig mit meiner Frau wieder zurück nach Cala Major, wo unsere Unterkunft lag. Meine Vorbereitung in den letzten Tagen zeichnete sich dadurch aus, dass ich kaum dem vorgegebenen Trainingsplan meines Coaches Raphael folgte, sondern abends ordentlich schlemmte und mir gerne auch ein paar Gläser Sangria genehmigte, die für einen guten Schlaf sorgten.

So auch am Rennvorabend. Auf dem Weg zum Restaurant fand ich dann sogar noch einen „tool shop“ und fragte den Besitzer auf gut Glück einfach nach Teflonband (?), und siehe da, er zauberte mir eine Rolle aus dem Hinterzimmer hervor, sodass ich im Fall der Fälle auch den Valve Extender auf dem Schlauchreifen-Ventil gut abdichten könnte. Denn genau das hatte ich bei meinem letzten Reifenwechsel nicht gemacht, weshalb mein Vorderreifen nun auch dauernd Luft verlor.

Am Morgen des Renntages in T1 angekommen, fand ich denn auch meinen Vorderreifen komplett luftleer vor. Würde das gut gehen? Ich pumpte den Vorderreifen auf gefühlte 10 bar bei erlaubten 7-9 und hoffte, dass die Luft für die nächsten Stunden ausreichen würde. Sollte ich dann wirklich einen Platten haben, müsste ich halt mein „emergency kit“ auspacken und hoffentlich dieses Mal weniger als 30 Minuten brauchen.

Nur noch 15 Minuten bis zum Rennen und beim Blick auf die Wellen raunte ich meiner Frau zu, dass die Wellen ganz schön hoch wären. Sie meinte nur, dass ich auf den Philippinen deutlich schlimmere Wellen überlebt hätte – nun gut. Beim kurzen Einschwimmen hatte ich das Gefühl, dass ich beim Weg zurück zum Strand vom Meer zurück gezogen wurde und mich nur wenige Zentimeter nach vorne bewegte.

Ich hoffte, dass dies nur subjektive Wahrnehmung war, und ich ging mit gemischten Gefühlen an den Start. Bei einer späteren Durchsage des Sprechers hörte ich, dass sehr viele AthletInnen erst gar nicht gestartet waren aufgrund der Wellen, was ich gut nachvollziehen kann, und leider war dann sogar eine Athlet der AK45 im Wasser in Not geraten (angeblich aufgrund von Herzstörungen) und verstarb nach medizinischen Rettungsversuchen.

Insgesamt fand ich das Schwimmen schwierig aber machbar, wobei ich beim Blick auf die Uhr nach ca. 950 m, also der Halbzeit mit ca. 17-18 Minuten noch recht gut in der Zeit lag. Auf dem Weg zurück brauchte ich etwas länger, obwohl wir mit den Wellen schwammen, was nochmal meinen subjektiven Eindruck vom Einschwimmen bestätigte, und es war gar nicht so einfach, wieder aus dem Wasser zu kommen. Das Schwimmen sollte dann tatsächlich die beste Disziplin für mich an diesem Tag bleiben.

Nach dem Wechsel auf’s Rad stellte ich zur Beruhigung fest, dass mein Vorderreifen noch gut Luft hatte. Die ersten 15 km hatten es wirklich in sich, was man am Höhenprofil der Radstrecke gar nicht so leicht ablesen konnte. Die Abfahrt im Anschluss war auch nicht ohne, und ich sah den ersten Crash, dem ich knapp ausweichen konnte. Krankenwagen und Knochenbrüche waren heute obligatorisch. Mir ist es ehrlich gesagt ein Rätsel, wie manche Athleten auf der Strecke als Agegrouper (!) eine Zeit von ca. 2:20 h hinlegen können – das muss ordentlich Training bedeuten.

Challenge Peguera-Mallorca 2019 Radkurs

Mein Radsplit war nach 2 Runden unterirdische 3:07 h, aber ich war dennoch froh, dass ich ohne (Reifen-)Panne durchgekommen war, und vielleicht wäre ohne schleichenden Platten etwas mehr drin gewesen, aber vermutlich auch nicht sonderlich viel mehr. Dabei wäre es dann schon egal gewesen, ob es eine „sub 3“ geworden wäre oder irgendwas in Richtung 2:40 – eine neue PB würde es ohnehin sicher nicht werden.

Vor der dritten Disziplin hatte ich irgendwie den größten Respekt, da ich in dieser Saison kaum geordnetes Lauftraining absolvieren konnte aufgrund meiner Patellasehnen-Reizung. Nur wenige Wochen vor dem Triathlon konnte ich fast komplett schmerzfrei laufen, wollte es aber dann auch nicht herausfordern. Nach einer kurzen Pinkelpause ging der erste Kilometer in knapp 5 min / km sehr flott von der Hand, aber das ist ja fast immer so.

Mit den ersten 10 km war ich voll zufrieden, und ich war auf einem für mich tollen sub 2 h Kurs. Nach der ersten Stunde auf dem Halbmarathon wollte ich mir dann auch ein paar Schlücke Red Bull genehmigen, was ich normalerweise gar nicht konsumiere, aber bei längeren Triathlons schwöre ich auf den Effekt. Und so „belohnte“ ich mich dann auch mit einem guten Becher wie geplant.

Blöderweise setzte dann nach 2 Dritteln der Laufstrecke ein recht ungutes Gefühl rund um die Beckengegend ein. Ich lockerte meinen Laufgürtel, was Druck vom Magen nahm und auch irgendwie half. Aber die Kilometer wurden immer härter, was ich auch gut an meinen Kilometer-Splits ablesen konnte. Jetzt hieß es für mich einfach nur noch einigermaßen durchkommen und bloß keinen Wandertag aus dem Rennen machen.

Die letzten Kilometer waren dann mit dem Ziel in greifbarer Näche deutlich einfacher, und ich konnte noch gut unter einer „sub 6“ bleiben – wodurch ich eines der Minimalziele erreichen konnte, wobei ich diese Minimalziele vor und während des Rennens revidieren musste:)

Am Ende war ich sehr froh, das Rennen dann doch recht gut überstanden zu haben. Gleichzeitig war das eine Art „reality check“, und ich bin sowohl meilenweit entfernt, mich wieder für eine Langdistanz anzumelden und auch mindestens genauso weit entfernt, mein Ziel einer „sub 5“ auf der „half iron distance“ hinzulegen.

Aber: Ich ich freue mich schon auf die neue Saison und werde die nächsten Monate versuchen, meine Fitness weiter zu verbessern. Die Challenge Mallorca war eine gute Standortbestimmung und hat mich auf jeden Fall wieder daran erinnert, wie lange und hart alleine eine Mitteldistanz sein kann.

Gratulation an alle finisher und mein herzliches Beileid an die Familie des Verstorbenen. Als Saisonhöhepunkt kann ich die Challenge Peguera-Mallorca auf jeden Fall sehr empfehlen.